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Lieber Leser,
herzlich willkommen bei "Fundstücke", dem historischen Newsletter der NWZ. "News" sind eigentlich gleichbedeutend mit Aktualität, mit frischen, neuen Nachrichten. Doch auch Historisches, längst Vergangenes kann ja neu sein. Irgendwann hört man immer irgendwas zum ersten Mal – selbst wenn es 50 Jahre her ist.
Wir blicken ins Zeitungsarchiv der NWZ, das bis 1946 zurückreicht, stellen vielen bislang unbekannte Ansichten aus dem umfangreichen NWZ-Fotoarchiv vor und überraschen jede Woche mit neuen Erkenntnissen aus der Vergangenheit. In dieser Woche geht es um unvergessene Heldinnen und Helden der Sportgeschichte im Nordwesten. Vielleicht kennen Sie ja den einen oder die andere noch aus ihrer aktiven Zeit.
Haben Sie Ideen oder Vorschläge zu historischen Themen, die wir in den Redaktionen der NWZ aufgreifen sollen? Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören. Melden Sie sich gerne direkt mit Anregungen per E-Mail unter fundstuecke@nwzmedien.de, damit wir in Kontakt treten können! Wir freuen uns auf Sie.
Mit besten Grüßen,
Christian Schwarz
NWZ Fundstücke-Team
ZUR PERSON Christian Schwarz ist gebürtiger Oldenburger und hat sich schon früh für geschichtliche Ereignisse in der Welt, aber auch im Lokalen interessiert. Ein Blick in eine Zeitung oder auf ein Foto aus der Geschichte ist für ihn Abenteuer, Wissenserweiterung und oftmals auch ein Grund zum Schmunzeln.
FELIX "FIFFI" GERRITZEN
Um ein Haar bzw. besser: um ein intaktes Kreuzband wäre Felix, genannt "Fiffi", Gerritzen ein Teil des "Wunders von Bern" geworden. Der Nationalspieler von Preußen Münster, der in Oldenburg geboren wurde, aufgewachsen ist und zum Spitzenfußballer geworden war, war für die WM 1954 in der Schweiz bereits eingekleidet, als eine schwere Knieverletzung seine Karriere jäh stoppte.
Zu alter Form fand Fiffi danach nicht mehr zurück, es blieb bei vier Länderspielen für den DFB. In Münster genießt der Angreifer, der zum berüchtigten "100.000-Mark-Sturm" der Preußen gehörte, bis heute Kultstatus. An seinem ehemaligen Wohnhaus prangt eine Gedenktafel, und eine Kurve des Stadions ist nach ihm benannt.
Einen Namen macht sich der pfeilschnelle Gerritzen allerdings schon bis 1950 beim VfB Oldenburg. Dort spielte er so erfolgreich, dass schnell große Vereine wie der Hamburger SV, Werder Bremen oder der 1. FC Nürnberg seinetwegen vorstellig wurden. Aus Münster wollte ihn 1951 sogar der italienische Club FC Turin verpflichten – für ein Handgeld von 80.000 Mark. Aber Fiffi lehnte ab.
Der Norddeutsche Fußball-Verband ehrte den Stürmer 2005 als Mitglied der "Jahrhundert-Fußball-Elf des Nordens" an der Seite von u.a. Uwe Seeler, Charly Dörfel und Horst-Dieter Höttges. In Münster war Felix Gerritzen nach seiner Karriere bis ins hohe Alter als Bildhauer und Maler tätig. Am 3. Juli 2007 starb er in der westfälischen Stadt.
"Was willst du dürres Grippe denn hier?" Die Frage saß wie ein Schlag in die Magengrube. Und der folgte danach auch tatsächlich. Einstecken musste den psychischen und die physischen Angriff Hein ten Hoff. Der wollte als junger Mann in den 1930er-Jahren beim Reichsbahn Turn- und Sportverein Oldenburg boxen. Max Schmeling war das große Vorbild. Theo Schmitz sein erster Trainer, der ihn mit dieser Frage begrüßte.
Geboren 1919 in Süddorf (Gemeinde Edewecht), wurde der 1,94 Meter "lange Hein" zu einem der ersten Sportstars in Nachkriegsdeutschland. Erfolge feierte ten Hoff bereits im Krieg, wurde deutscher Meister und während eines Fronturlaubs 1942 Europameister, wobei Athleten aus Ländern, mit denen sich Deutschland im Krieg befand, nicht teilnahmen.
1945 begann in Hamburg die Profikarriere des Süddorfers. Mehrfach wurde er Deutscher Meister, 1951 sogar Europameister. Einen legendären Kampf lieferte ten Hoff 1950 dem damaligen Weltranglistenzweiten Jersey Joe Walcott aus den USA in Mannheim. Vor 25.000 Zuschauern verlor er, nachdem er den Kampf zehn Runden lang offen gehalten hatte.
Jahrzehnte vor Henri Maske galt Hein ten Hoff bereits als "Gentleman-Boxer", als "Künstler" oder "Ästhet im Ring". "Ich habe Boxen immer auch als Fechten gesehen", sagte er einmal. Und: "Heute verdienen Boxer viel mehr als ich damals – und machen oft weniger draus. Etwas Hirn schadet auch einem Boxer nicht."
Nach seiner Karriere war Hein ten Hoff Geschäftsmann in Hamburg betrieb Europas größtes Restaurant mit chinesischer Küche und eine Großküche mit 100 Beschäftigten. Im Alter erkrankte er an Parkinson und starb am 13. Juni 2003 in Hamburg.
In den 1950er- und 1960er-Jahren war sie ein großes Vorbild für den Schwimm-Nachwuchs in der Region: Helga Schmidt aus Oldenburg. Schon als 15-Jährige wurde sie 1952 Deutsche Vizemeisterin über 200 Meter Rücken. Bis 1961 kamen 27 DM-Titel dazu, 26-mal stellte sie auf 100- und 200-Meter-Rückenstrecken deutsche Rekorde auf. Höhepunkte ihrer Karriere waren die drei Olympiateilnahmen 1956, 1960 und 1964. Inzwischen verheiratet, lebte sie unter dem Namen Helga Neuber nach ihrer Karriere lange Zeit als Künstlerin in Dötlingen. Am 14. September 2018 starb sie im Alter von 81 Jahren.
Helga Schmidt war nicht die einzige schwimmende Olympionikin aus Oldenburg: Auch Uta Rasch, geborene Frommater. Sie nahm an den Spielen 1968 in Mexiko-Stadt teil – und gewann, anders als Helga Schmidt, sogar eine Medaille: Bronze in der 4x100-Meter-Lagen-Staffel. Damit ihr Trainer vom Oldenburger Schwimmverein, Franz Heina, überhaupt zu den Spielen reisen konnte, spendeten NWZ-Leserinnen und -Leser damals 7000 Mark. Lesen Sie mehr:über die Karriere von Uta Frommater
Dieses Foto hat tatsächlich einen sporthistorischen Wert, auch wenn das eigentliche Ereignis gar nicht zu sehen ist. Man kann es den Gesichtern der Fußballer des VfB Oldenburg (v.l.: Edgar Zoller, Paolo da Palma, Krzysztof Zajac, Frank Meyer, Carsten Linke und Wolfgang Sidka) allerdings ansehen: Hier fällt gerade ein Tor gegen sie. Und zwar das letzte Tor, das jemals auf dem Oldenburger VfB-Platz an der Donnerschweer Straße gefallen ist. Torschütze war am 16. Juni 1991 der Freiburger Thomas Schweizer. Das Spiel VfB Oldenburg gegen SC Freiburg endete 2:2.
Oldenburg ist eine Basketballstadt. Wer das aber nur an den EWE Baskets Oldenburg festmacht, irrt sich: Denn schon in den 1950er- und 1960er-Jahren machte der Oldenburger TB von sich reden: in der Oberliga Nord und als Gründungsmitglied der zweigleisigen Basketball-Bundesliga.
Ein Name, der wie kein zweiter mit den Erfolgen im Oldenburger Basketball verbunden wird, ist Hans-Dieter Niedlich, genannt "Nudel". Er führte den OTB als Spielertrainer an und spielte sogar mindestens 50-mal für die deutsche Nationalmannschaft.
"Nudel" sah so gar nicht aus wie die kraftstrotzenden Riesen, die heute über die Basketball-Parketts dampfwalzen: 1,80 Meter groß bzw. klein und eher von schmächtiger Statur. Das Spiel selbst hatte er sich autodidaktisch beigebracht, mit Büchern aus der Bibliothek.
Später wechselte der Sportstudent nach Hamburg, wo er promovierte und habilitierte. Bis zu seiner Emeritierung leitete er das Sportinstitut an der Hamburger Uni. Der OTB trat nach seinem Abgang aus dem Scheinwerferlicht, stieg in die Zweite Liga ab. Erst für zwei Kurzauftritte in den 1980er-Jahren und dann wieder ab dem Jahr 2000 spielten Oldenburger Basketballer in der Bundesliga. Am 12. Februar 2019 starb Hans-Dieter Niedlich im Alter von 79 Jahren.
Ein junges dynamisches Team brachte viel Wind in den deutschen Handball, als 1980 der VfL Oldenburg um Rita Köster, Maike Schmidt, Elke Dieken und Inge Breithaupt in die erste Bundesliga aufstieg: der Grundstein für eine über 40-jährige Erfolgsgeschichte.
Fußballer Adolf Scheidt legte eine beachtliche Karriere beim BV Cloppenburg und – wie Fiffi Gerritzen – bei Preußen Münster hin. Beinahe wäre er unter Sepp Herberger 1958 mit zur WM nach Schweden gefahren. 2018 starb er mit 87 Jahren.
Willy Büsing aus Jade gewann bei Olympia 1952 in Helsinki als Vielseitigkeitsreiter zwei Medaillen und nahm drei weitere Male als Tierarzt an den Olympischen Spielen teil. Später widmete er sich u.a. der Pferdezucht. Büsing ist mittlerweile 101 Jahr alt.
Vom 30. Juli 1955 bis zum 31. Oktober 1970 waren Frauen-Fußballspiele im Vereinsrahmen vom DFB verboten. Drei Jahre später griff die NWZ das Thema mit der Überschrift "Damenfußball – doch nur Mode?" auf. Tenor: Der Trend ebbt ab und könnte nur eine der Modeerscheinungen sein, die "wie der lange oder kurze Rock einmal auftauchen und wieder verschwinden."
Das Problem damals aus Sicht des Autors: "Eine Damenfußballmannschaft zusammenzuhalten, ist ungewöhnlich schwierig. (...) Es spielen dabei psychologische Probleme mit, die für Herren niemals eine ernste Frage werden können."
Mittlerweile gibt es Welt- und Europameisterschaften, nationale Ligen und Europapokale. Fußballerinnen sind heute Profis und leidenschaftliche Amateurinnen
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